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#1 26.09.2014 18:31:17

Zauberer Pascal
Mitglied

Was kosten Künstler und Musiker ?

Ich möchte hiermit mal kurz ein Thema aufgreifen, was allgemein in der Musik- sowie Künstlerszene schon lange als "heisses Eisen" diskutiert wird und auch mir als Künstler selbst am Herzen liegt. Nämlich der systematische Preiszerfall durch "Billigkonkurrenz". Ich hoffe, das sich bei diesem Thema niemand "betroffen" oder "belästigt" fühlt.

WAS KOSTEN MUSIKER UND KÜNSTLER ?
Eine der ersten Fragen welche seitens Veranstalter bei einer Anfrage auftaucht ist stets die Frage nach dem Preis.
Viele Veranstalter haben leider keine Ahnung wie die Gagen überhaupt berechnet werden und was bei der Auswahl zu berücksichtigen ist. Ich meine damit nicht die professionellen Veranstalter, sondern die sogenannten "Gelegenheits-Veranstalter", welche über das Internet direkt auf Musiker- oder Künstler-Websites zugreifen. So delegieren z.B. viele Firmen das Organisieren und Planen von Firmenanlässen nicht selten an eine völlig unerfahrene Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, welche/r dann einfach per Email via "BCC" wahllos fünfzig Musiker oder Künstler aus dem Internet um eine "Offerte" anfragt, ohne überhaupt die Unterschiede bezüglich Gegenleistung der Band oder des Künstlers in Betracht zu ziehen.Motto: "Mal schauen was kommt."
Der anschliessend oft zu hörende Satz: "Leider übersteigt Ihr Angebot unser Budget" gehört dann zur Standardantwort.

Als Berufs-Unterhaltungskünstler bin auch ich täglich mit diesem Problem konfrontiert.
Nun aber beginnt ein Teufelskreis. Viele Künstler und Musiker glauben deshalb nun ihre Gage massiv nach Unten korrigieren zu müssen, um in die engere Auswahl "der Bevorzugten" zu gelangen. "Je billiger, desto mehr Engagemente", so ihre Überlegung. Stimmt das wirklich? Die Erfahrung lehrt uns eher das Gegenteil, weil viele Konkurrenten nämlich exakt dasselbe tun und weil es immer jemand gibt, welcher es "noch billiger" macht. Somit entstehen auch im Billigpreis-Segment unzählige neue Mitbewerber, meist sogar noch mehr als zuvor, welche sich wie die Spatzen um die Brotkrummen streiten.
Am Schluss ist man trotzdem immer noch "zu teuer" weil sich mit dem tieferen Preis gleichzeitig auch die Qualität der Anfragen verändert, bzw.sich der Kundenkreis nach Unten korrigiert. Das ist der Beginn der berühmten "Abwärtsspirale".
Anstelle der ursprünglich interessanten Events und Galas, treten immer öfters Anfragen für Klein - und Kleinstanlässe, welche nicht über das entsprechenden Budget verfügen. Jeder Werbefachmann bestätigt: Dumpingpreise zerstören den Markt. Wer einmal Unten angelangt ist, für den heisst es "Never come back" ! Eine alte gültige Regel im Showbussines.

Wirkliche Profis wissen durchaus was sie wert sind und haben es nicht nötig sich für einen Spottpreis zu verschachern.
Weshalb sagt ein Musiker oder Künstler nicht einfach "Nein", wenn die Gage der gebotenen Leistung nicht gerecht wird? Das ist doch die normalste Sache der Welt. Jeder Wirt tut das doch auch. Versuche doch mal in einem Restaurant für den Preis einer Bratwurst ein Filet zu bestellen. Was wird dir der Wirt wohl antworten? Leider ist auch der "Futterneid" in unserer Branche weit verbreitet. "Lieber billiger auftreten, als der Gig einem Konkurrenten überlassen". Nach über dreissig Jahren Berufserfahrung wundert mich nichts mehr.

Wer aber trägt nun die Schuld am Preiszerfall in der Musiker- und Künstlerszene? Der Kunde oder der Dienstleister ? ( Künstler/Musiker) Vielleicht sind es beide.

Was können wir also tun?
Wir sollten lernen vermehrt wie ein Unternehmer zu denken und zu handeln. Wir sollten uns bewusst werden, in welcher Liga wir spielen wollen. Klasse oder Masse? Wir sollten lernen auch "Nein" zu sagen und nicht bei jeder 08/15-Anfrage mit dem Kopf zu nicken, um anschliessend für ein Trinkgeld auf der Bühne zu stehen und frustriert auf "bessere Zeiten" zu hoffen .Dazu gehört eben auch die "Imagepflege", durch bewusstes sich" rar machen" um damit gezielt seinen eigenen Marktwert zu steigern. 95% aller Musiker und Künstler bezeichnen sich auf ihrer Website als "Profi".

Klingt beeindruckend, nur.......... "Ein Profi zum "Schnäppchenpreis" ? Klingt irgendwie sonderbar, nicht?
Lernen wir von den echten Profis. Die wissen wie man es macht.

Was wir aber durchaus ebenfalls versuchen können, ist dem "unerfahrenen Gelegenheits-Veranstalter " etwas zu helfen und ihn zum Nachdenken anzuregen und zwar BEVOR dieser die obligatorische Frage nach der Höhe der Gage stellt.
Genau diese Kategorie Veranstalter möchte ich mit einer neu von mir erstellten Unterseite auf meiner Homepage ansprechen. Sie richtet sich direkt an den Veranstalter. Schaut euch die Seite doch mal an Natürlich ist diese eher auf meine eigenen Bedürfnisse zugeschnittem, aber könnte eventuell trotzdem etwas als Anregung dienen wie auch ihr so etwas in dieser Art machen könntet. Ich würde mich freuen wenn sie euch gefällt. Ihr findet sie als Link im unteren Drittel auf www.pascalshow.ch "Was Sie über Künstlergagen wissen sollten."
Sollte das dort Gelesene auch mit eurer eigenen Ansichten übereinstimmen, so freut es mich.
Was ich allerdings klar ablehnen müsste, ist das ledigliche Kopieren des Texts ( auch auszugsweise) zwecks eigener Publikation. Ich möchte nicht, dass plötzlich zwanzig verschiedene Versionen im Web kursieren. Also bitte nicht böse sein. Das Copyright liegt klar bei mir und ist auch so bei Google hinterlegt. OK ?
Vielleicht sehen wir uns mal bei einem Gig und trinken wir ein Bier zusammen. Ich würde mich freuen. So, das war`s bereits.. Nun wünsche ich euch von Herzen viel Erfolg
Herzlichst
PASCAL   http://www.pascalshow.ch


zauberer pascal schweiz

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#2 04.01.2017 22:51:22

1-Mann-Band-Berlin
Mitglied

Re: Was kosten Künstler und Musiker ?

Also, ich habe gewisse Preisvorstellungen, von denen ich nicht abweiche.
Das habe ich mal so zusammengefasst "Ehe ich einem geizigen Wirt seinen Umsatz ankurble, mache ich lieber für die gleiche Gage ein paar Bewohnern des Seniorenheims einen schönen Nachmittag" - und genau dazu stehe ich.
Hatte schon mal Diskussionen mit so einem geizigen Wirt, der, als ich ihm sagte, was es kostet, einen Powermixer und 2 Fullrange-Boxen zu mieten, ernsthaft meinte "Brauche ich ja nicht, bringt der Musiker mit". War aussichtslos, mit einem Wirt zu reden, der 1000 Ausreden für seine hohen Preise hat, kein Verständnis, dass der Musiker ja vielleicht auch Ausgaben hat, dafür aber genug Leute, die verzweifelt genug sind, sich auf die Gage einzulassen und die - das ist ja das schlimmste - auch gar nicht mal so übel sind.
Aber bei mir ist es so, ich habe eine gewisse Mindestgage, die ich, wenn nicht gerade Wohltätigkeit oder soziales Engagement vorliegt, nicht unterschreite, genauso habe ich eine Maximalgage, die ich nicht überschreiten sollte, da bei Familienfeiern man dann sagt "Das würde ich nur für ein Duo zahlen" und ich komme damit klar.
Wenn man außerhalb sozialen Engagements Gagen zu niedrig anlegt, lockt man eine Sorte Veranstalter und eine Sorte Publikum, die man vielleicht nicht möchte, vielleicht so die Art, wo man schon Fäkalsprache, sexuell explizites und obszönes im Repertoire haben sollte, diese Art Event können andere abdecken, ich möchte gar nicht erst anfangen, mich davon abhängig zu machen.

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